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Rheinische Post
Freitag, 07. November 2003

Gepanzerte Seelen


Von JENS VOSS

Deutschland braucht mehr Kinder, damit die Sozialsysteme nicht zusammenbrechen. Diese Überlegung ist zur Zeit allgegenwärtig, aber nicht einmal die Hälfte der Wahrheit, weil sie nichts sagt vom seelischen Kahlschlag in einer kinderlosen Gesellschaft. Wo Ehen massenhaft scheitern, bleiben einsame, verletzte Erwachsene und einsamer gewordene, verletzte Kinder zurück. Scheidungskinder müssen früh eine harte Lektion fürs Leben lernen, die selbst viele Erwachsene überfordert: Kaum etwas und kaum jemand ist verlässlich. Wer dies gelernt hat, wird auch vorsichtiger sein bei dem Versuch, eine Familie zu gründen - eine sich selbst verstärkende Spiralbewegung.

Es ist falsch, in dieser Lage die Moralkeule zu schwingen, auf „Ichlinge" und wachsenden Egoismus zu schimpfen. Niemand heiratet, um einem moralischen Gebot Genüge zu tun; niemand lässt sich scheiden, weil er den Zusammenbruch seiner Zukunftsplanung genießt. Vielmehr gilt die Familie nach wie vor als Hort gelingenden Lebens; Ehescheidungen sind persönliche Katastrophen. Es braucht keine Moralpredigten - die Realität ist das Urteil: Eine Gesellschaft von Geschiedenen schafft gepanzerte Seelen, die sich immer schwerer anderen Menschen öffnen können. In diesem Klima verlernt man irgendwann das Glück. Erst recht das Glück, Kinder zu haben. So steht nicht nur das Sozialsystem auf dem Spiel, wenn Familienrichter Borchert vehement eine bessere Familienpolitik einklagt. Es geht um, den seelischen Wärmehaushalt einer Gesellschaft. Deutschland wird älter. Immer noch.

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