Presseschau
Auf dieser Seite finden Sie "vereinsfremde" Presseartikel.
Artikel rund um unseren Verein finden Sie hier.


Schwarzwälder Bote
Freitag, 19. Dezember 2003

Wenn der Papa mit den Kindern lebt: Warum arbeitet der nicht?

Allein erziehende Väter gelten noch immer als Exoten, obwohl ihre Zahl rasant wächst / Gütliche Scheidung erleichtert Erziehung

Von Rainer Wehaus
Stuttgart. Vielleicht bildet es sich Henning Dimpker ja nur ein. Aber wenn er mit seinen beiden Töchtern im Alter von neun und elf Jahren im Linienbus sitzt, erntet der 42-Jährige bisweilen ziemlich komische Blicke. Blicke, die meist von älteren Frauen kommen und die zu sagen scheinen: "Die armen Kinder. Wie konnte die Mutter sie nur mit dem Mann allein loslassen."

Dimpker weiß von anderen allein erziehenden Vätern, dass diese Ähnliches erleben. Etwa, wenn der Mann im Kindergarten mit fünf Müttern zusammensteht und ihn das Gefühl beschleicht: "Irgendwie gehöre ich da nicht hin." Und die plaudernden Mütter scheinen zu denken: "Warum ist der Typ nicht bei der Arbeit?"

Allein erziehende Väter gelten noch immer als Exoten. Genauso fühlen sie sich viele denn auch. Dabei sind sie die am schnellsten wachsende Familienform. 1991 zählte das Statistische Bundesamt noch 204 000 allein erziehende Väter in Deutschland, heute sind es 372 000. 18 Prozent der rund 2,1 Millionen Alleinerziehenden sind männlich.

Die Gerichte haben an dieser Steigerung allenfalls geringen Anteil. Noch immer sprechen sie im Streitfall zumeist den Müttern die Kinder zu. Dimpker, der beim Verband allein erziehender Mütter und Väter (VAMV) arbeitet, vermutet als Grund für die Väter-Entwicklung eher einen Werte- und Bewusstseinswandel. Immer weniger Frauen - vor allem Berufstätige in den Städten - definieren sich in erster Linie über ihre Rolle als Mutter: Immer mehr verzichten daher nach einer Scheidung freiwillig auf das Umgangsrecht mit den Kindern.

Verdienst höher als der von Frauen in der gleichen Rolle
Das Geschlecht des Alleinerziehenden scheint für die Qualität der Erziehung nicht wirklich wichtig zu sein. "Männer gehen nicht besser oder schlechter mit Kindern um, sondern anders", sagt Rüdiger Meyer-Spelbrink vom Verein Väteraufbruch für Kinder. Nach den Erfahrungen des 43-Jährigen, der selbst zwei Kinder im Alter von 13 und 15 Jahren allein großzieht, lassen Väter ihrem Nachwuchs eine längere Leine, fordern aber auch mehr: "Das Gluckenhafte ist bei uns nicht so ausgeprägt."

Materiell dürfte es den betroffenen Kindern vergleichsweise gut gehen. Den Statistiken zufolge verdienen allein erziehende Väter deutlich mehr als ihre weiblichen Leidensgenossen. Für Dimpker liegt dies auch daran, dass sich Männer zunächst einmal meist ohne Unterbrechung ihrer beruflichen Karriere widmen können. Zu Alleinerziehenden werden sie oft erst in höherem Alter als Frauen. Was auch daran liegt, dass der Wunsch der Kinder vor Gericht umso mehr zählt, je älter sie sind. Und gerade Jungen, so Dimpker, ziehe es nach einer Scheidung oftmals eher zum Vater als zur Mutter.

Doch Probleme haben auch allein erziehende Väter. Genug. Das Knüpfen neuer sozialer Kontakte fällt Männern in solchen Fällen meist schwerer als Frauen, sagt Dimpker. Viele klagen über einen Karriereknick. Denn noch immer quittieren es die meisten Chefs mit Kopfschütteln, wenn ein Mann der Kinder wegen etwa Teilzeitarbeit beantragt.

Auch bei Vermietern oder Behörden stoßen allein erziehende Väter noch immer auf Widerstand und Vorurteile. "Mütter bekommen erheblich leichter Hilfen und Verständnis", sagt Meyer-Spelbrink, "weil sie sich gut als Opfer darstellen können." Bei einem Mann hingegen werde eigentlich immer vorausgesetzt, dass er das Ganze schon schaukeln werde. Wohl dem, der sich im Guten von seiner Frau getrennt hat und der weiter auf ihre Hilfe setzen kann. Nicht selten aber kommt es zu Rosenkriegen, die allein erziehende Väter und ihre Kinder schwer belasten.

Franz Daum aus Herrenberg (Name geändert) weiß eine solche Geschichte zu erzählen. Als seine Ehe nach 19 Jahren in die Brüche ging, habe seine Frau ihm mit Hilfe "gierig-aggressiver Rechtsanwälte" das Leben so schwer wie nur möglich gemacht, sagt der 60-Jährige. Obwohl er gut verdiente, sei er dadurch zahlungsunfähig geworden.

Hinzu sei ein parteiisches Jugendamt gekommen, das ihm von vorneherein nahe gelegt hätte, auf das Umgangsrecht für seine Tochter zu verzichten. Zum Glück seien seine beiden Kinder damals schon älter gewesen, sagt Daum, so dass ihr Wille, bei ihm zu leben, berücksichtigt werden musste.

Nach langem Rosenkrieg schimpft ein Betroffener auf seine Richter
Das Ganze ist jetzt über zehn Jahre her, doch noch immer liegt Daum mit seiner Frau im Streit. Es geht um Unterhalt, den er zahlen soll, obwohl doch er die Kinder versorgt. Vor dem Amtsgericht war er auf Verständnis gestoßen, doch das Stuttgarter Oberlandesgericht hob unlängst das Urteil wieder auf. Sogar der geldwerte Vorteil, den er durch seinen Dienstwagen habe, sei in den Unterhalt einbezogen worden, schimpft Daum. Und dies, obwohl er dadurch keinen Cent mehr einnehme. Daum hat genug von Richtern, die, wie er meint, willkürlich und meist männerfeindlich urteilten.

In unserem Forum können Sie Ihre Meinung zu diesem Artikel äußern.
Verweisen Sie dabei bitte auf http://vaetersorgen.de/FremdePresse/Artikel132.html

Zum Seitenanfang
Hier erreichen Sie den Webmaster