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Südkurier
Montag, 19. Juli 2004

"Ich musste handeln, um mein Kind zu sehen"


Der Verein "Väteraufbruch für Kinder" kämpft für die Gleichstellung getrennt lebender Mütter und Väter

VON SUSANNE HOFFMANN
Seine 17-monatige Tochter sieht Frank W. zwei Mal pro Woche. Mittwochs und abwechselnd freitags und samstags holt er das Kind bei der Mutter ab. Schweigend wird das Mädchen übergeben, dann hat der Vater je drei Stunden mit seiner Tochter für sich. Dass er die Wahl zwischen Spielplatz oder seiner eigenen Wohnung hat, musste er erstreiten. Anfangs habe die Mutter auf Treffen in ihrer Wohnung bestanden. Er klagte und eine Familienrichterin gab ihm Recht. "Ich musste handeln, um mein Kind zu sehen", sagt Frank W. Hätte er nichts unternommen, wäre der Kontakt auf Null reduziert worden.

Liebe macht blind. Davon ist der 40-Jährige überzeugt. "Man verliert den Bezug zur Realität". Sechs Wochen nachdem der Koblenzer am Bodensee die Liebe seines Lebens getroffen hatte, wurde die Frau schwanger. Er gab alles auf und zog in den Süden. Dann begannen die Probleme. Dass die Beziehung nicht lange hielt, ist die eine Seite, schildert der Vater. Dass der Vater aber um den Umgang mit seiner Tochter kämpfen muss, ist sein eigentliches Problem. Und dafür macht er vor allem Dritte verantwortlich. "Würden sich die Eltern aus den Beziehungen ihrer Kinder raushalten, gäbe es in vielen Streitigkeiten wegen des Umgangsrechts einen Konsens", ist sich der Vater sicher.

In seinem Fall hätten die Schwiegereltern enormen Druck auf die Tochter ausgeübt, erzählt er. "Ich war ihnen nicht gut genug", vermutet der 40-Jährige. Also wurde die Trennung forciert und später mit Kindesentzug bestraft, berichtet der Mann. Mit Erfolg. Anrufe werden abgebrochen, E-Mails nicht beantwortet. Der Vater ist ohnmächtig, erfährt 41 Tage lang nichts über sein Kind. Dann geht er zu einer Beratungsstelle und erfährt, dass er den Umgang mit seiner Tochter erstreiten kann. Dass er auch als getrennt lebender Vater ein Recht daran hat, an der Erziehung des Kindes teilzuhaben. Dass sich Väter mit ähnlichen Problemen in einem Verein gemeinsam für ihr Recht und das ihrer Kinder einsetzen.

Durch das Ehegattenarbeitsverhältnis hat Frank W. nicht nur seine Familie, sondern auch seinen Job verloren. Der Kontakt zur Tochter ist streng limitiert. Trotzdem entschied sich der Vater, in der Nähe seiner Tochter zu bleiben und bemüht sich, hier Fuß zu fassen. Dass er seinen Lebensmut nicht verloren hat, verdankt er dem Verein "Väteraufbruch für Kinder", den er nach dem Tipp kontaktiert hat. Die Männer in ähnlichen Situationen geben dem 40-Jährigen Halt, Hilfe und Trost.

Die organisierten Väter kämpfen dafür, dass Kinder auch nach der Trennung Kontakt zu beiden Eltern haben. Kämpfen um die Gleichwertigkeit von Mutter und Vater und für das Recht des Kindes auf Mutter und Vater. "Väteraufbruch" setzt sich für die Gleichstellung nichtehelicher und ehelicher Kinder ein. Zwar gibt es ein Gesetz, das dem Vater den Umgang garantiert, doch das sehen die betroffenen Väter nur unzureichend gestaltet.

"Die Druckmittel sind oft die gleichen" hat Frank W. in der Kreisgruppe Bodensee erfahren: Unterstellt wird gerne die Unfähigkeit, das Kind zu versorgen, die Gefahr einer Kindesentführung und "zur Not kommt auch der Verdacht des sexuellen Missbrauchs auf den Tisch", berichtet ein Vater aus dem "Väteraufbruch für Kinder". Dann sei die Situation total verfahren. Obwohl die Lobbyisten deutliche Forderungen an die Politik haben, ist eines absolut nicht ihr Ziel: Einen Keil zwischen Mütter und Väter schieben, einen Sündenbock für die gescheiterte Beziehung suchen, oder zu behaupten, dass die Mütter schuld seien an der Situation. Die Väter fühlen sich per Gesetz einfach nur wesentlich schlechter gestellt als die Mütter ihrer Kinder. Als skandalös betrachten es die Männer, wenn die eigenen Kinder nach einer Trennung mutwillig entfremdet werden. So ist der Verein teils eine Selbsthilfegruppe, teils ein politischer Verein mit dem Ziel, die Rechte der Kinder zu stärken und den Wert des Vaters der Gesellschaft ins Bewusstsein zu rufen. Die Bedeutung der Vaterrolle habe in der Gesellschaft immer noch einen geringeren Stellenwert. Frank W.: "Ich wünsche mir so sehr, dass ich am Leben und der Liebe "unserer" Tochter teilhaben darf".

Infos im Internet:
www.vater-frank.de
www.vafk-bodensee.de

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