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Südwestpresse
Mittwoch, 14. April 2004

GESELLSCHAFT / “Wilde Ehe" üblich geworden

Viele verzichten auf Trauschein


Statistisches Landesamt legt Zahlen vor

Wer kennt heute noch den Begriff "wilde Ehe"? Vielen jüngeren Leuten dürfte er komplett fremd sein. Unverheiratet zusammenzuleben, ist mittlerweile normal.

STUTTGART Das Zusammenleben ohne Trauschein ist für immer mehr Männer und Frauen in Baden-Württemberg eine Alternative zur traditionellen Ehe. Das geht aus Zahlen hervor, die das Statistische Landesamt jetzt vorgelegt hat.

Demnach hat sich seit Anfang der 90er Jahre die Zahl der Paare verdoppelt, die ohne amtliches Plazet einen gemeinsamen Haushalt führen. Schon Anfang der 90er Jahre lebten 120 000 Paare zusammen, ohne verheiratet zu sein, im Jahr 2003 waren es bereits 248 000 Paare. Im vergangenen Jahr waren demnach rund neun Prozent der 2,7 Millionen Paare in Baden-Württemberg nicht verheiratet. Im Jahr 1991 lag die Quote bei fünf Prozent.

Nach Ansicht der Statistiker liegen die Gründe für die rückläufige Heiratsneigung unter anderem in einer radikal geänderten Sexualmoral; die Sexualität sei anders als früher nicht mehr auf die Ehe beschränkt. Zudem wollten immer mehr Frauen eine Ausbildung abschließen und auf eigenen Füßen stehen, bevor sie heiraten.

In immer mehr Beziehungen ohne Trauschein gibt es Kinder. Im Jahr 1991 lebten in rund 16 Prozent der nicht ehelichen Lebensgemeinschaften Kinder; heute liegt der Anteil bereits bei 26 Prozent. Zum Vergleich: Bei den Ehepaaren liegt die Quote bei rund 50 Prozent.

Nicht erhoben wurde allerdings, ob es sich in den nichtehelichen Partnerschaften um gemeinsame Kinder handelt. Die Statistiker weisen darauf hin, dass häufig Kinder aus früheren Beziehungen bei unverheirateten Paaren leben. In jeder zehnten Ehe ohne Trauschein war jeder der Partner zuvor mindestens einmal verheiratet gewesen.

Die klassische Rollenverteilung, bei der nur ein Partner den Lebensunterhalt verdient, ist bei unverheirateten Paaren seltener als bei verheirateten. Bei 70 Prozent der Ehen ohne Trauschein üben beide Partner einen Beruf aus. Bei Ehepaaren sind es nur 46 Prozent. Die Statistiker führen das auf den höheren Anteil jüngerer und kinderloser Paare bei den Ehen ohne Trauschein zurück.
Isw

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