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Heuberger Bote
Samstag, 02. März 2002

Das Recht des Kindes auf seinen Papa


SPAICHINGEN/REGION - Noch immer ist es häufig so, dass Väter materielle Versorger sind und Mütter für Emotion und Kindererziehung zuständig sind. Es gibt aber längst eine wachsende Zahl an Vätern, die ganz selbstverständlich ihren Part im Leben ihrer Kinder einnehmen und die vor einer Katastrophe stehen, wenn sie im Verlauf einer Trennung plötzlich merken, dass die Beziehung zu den Kindern leidet oder gar unterbunden wird. Jetzt hat sich eine Regionalgruppe des Bundesverbands "Väteraufbruch für Kinder" gegründet, der Kassierer stammt aus Spaichingen.

Von unserer Redakteurin Regina Braungart

Für viele Väter sei die Erfahrung, die sie in Trennungs- oder Scheidungssituationen machten, geradezu traumatisch. Selbstverständlich davon ausgehend, dass sie Väter blieben, der Aufenthalt zu allererst auf der Basis des Kindeswohls beziehungsweise auch des Kindeswunsches getroffen wird, sehen sie sich mehr und mehr dem immer noch gängigen Vorurteil gegenüber, Mütter seien, allein weil sie Mütter sind, eher zuständig. Gerade die Frage, wie die emotionale Bindung des Kindes aussehe, werde von Jugendämtern und Gerichten oft ignoriert, so berichtet Rudolf Eisenreich, einer der Gründer der regionalen Gruppe des "Väteraufbruch für Kinder". Wenn Väter aber nicht darauf verzichten wollen, auch Väter zu bleiben, würden die Kinder oft in der Auseinandersetzung mit der ehemaligen Partnerin aufgerieben.

In der einschlägigen Literatur wird immer wieder auf die wichtige Rolle der Väter beim Großwerden der Kinder verwiesen, gerade auch emotional. Und auch darauf, dass es vor allem die Art der Trennung ist, die Kinder traumatisiert. Zwischen Eltern hin und hergezerrt zu werden, die sie aber beide lieben, führt zu psychischen Schäden bei den ausgelieferten Kindern. Der "Väteraufbruch" unterscheidet sich daher von manchen Lobbygruppen, die den Spieß im Grunde nur umdrehen und den Müttern alle Schlechtigkeit der Welt anhängen. Unbestritten im Zentrum beim "Väteraufbruch" stehe das Kind, so Eisenreich. Genauer: Das Recht des Kindes auf Vater und Mutter. Die halbe Zeit beim Vater, die halbe Zeit bei der Mutter, das wäre nach Auffassung von Eisenreich die beste Lösung. Nicht nur Familiengerichte und Jugendämter täten sich schwer damit, die Rechte der Kinder auf ihre Väter und auch die Rechte der "neuen" Väter auf ihre Kinder umzusetzen, es fehle ihnen häufig auch an der entsprechenden Ausbildung.

Es könne schließlich nicht sein, dass Kinder, sofern sie befragt würden, dies im Gerichtssaal unter großem Druck tun müssten. Oder auch, dass es einem Kampf gegen Windmühlen gleiche, wenn die Umgangszeiten der Kinder von der Mutter boykottiert werden. Es werde in der Auseinandersetzung viel zu wenig gefragt, wie es den Kindern bei der Mutter gehe, ob sie verwahrlost oder auch psychischer Gewalt ausgesetzt seien. Wenn aber der Vater zum Beispiel verleumdet wird und ihm deshalb der Kontakt zum Kind verwehrt bleibe, sich die Vorwürfe dann nach Längerem aber als haltlos erwiesen, selbst dann gelte das Kontinuitätsprinzip: Das Kind bleibt bei der Mutter. Vätern oder auch Großeltern zu helfen, die Beziehung zu den Kindern aufrecht zu erhalten, sie bei Trennung von ihren Kindern aufzufangen, ist ein Hauptziel des "Väteraufbruchs".

Dadurch, dass er dabei auch das Recht der Kinder auf die Fürsorge ihrer Väter betont, befindet er sich ironischerweise im selben Boot mit vielen Frauenorganisationen, die ebenfalls einfordern, dass sich Väter um ihre Kinder kümmern. Denn nach wie vor stehlen sich die Väter in der großen Masse aus der Verantwortung, stellen häufig sogar die Unterhaltszahlungen an die Kinder nach Scheidungen ein. Ein Drittel der Sozialhilfeempfänger sind Kinder aus Scheidungsfamilien. Aber die Gesellschaft ist im Wandel. Viele Väter wollen sich um ihre Kinder kümmern, stehen den Kindern sogar näher als die Mütter - und werden regelrecht ausgegrenzt.

Kontakt zur neuen Kreisgruppe, die für den Bereich Rottweil, Tuttlingen, Schwarzwald-Baar zuständig ist, ist bei Jürgen Griese, Telefon 07720/65920, Rudolf Eisenreich, Telefon 07424/948012 oder Siegfried Kilian, Telefon 07726/4288 möglich.

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