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Südwestpresse
Samstag, 19. November 2005

SOZIALES / Vier Millionen Euro für Jugendpflege

"Kinder erleben Tragödien"

Bei Trennung Familien häufig überfordert

Mit rund vier Millionen Euro ist die Heimerziehung und Vollzeitpflege einer der großen Kostenposten im Kreishaushalt. Im Jugendhilfeausschuss wurde jetzt eine Untersuchung des Kreisjugendamtes vorgestellt, die die Situation analysiert und neue effiziente und kostensparende Konzepte auf den Weg bringen soll.

SCHWARZWALD-BAAR-KREIS "Wir reden über Tragödien. Was haben Kinder hinter sich, bevor sie ins Heim kommen!", machte Klaus Hess vom Kinder- und Familienzentrum VS klar, worum es hier geht. Und an die einsparungsorientierten Kreisräte gewandt: "Im Heimbereich ist nix mehr auszuquetschen. Das ist Psychiatrie".

Die 40 Fälle, die Jugendhilfeplanerin Ulrike Gfrörer für die Erhebung untersucht hat, beleuchten hochgradig hilfebedürftige Situationen. Hinter der Beschreibung "seelisch behindert / von seelischer Behinderung bedroht" steht in etlichen Fällen der Verdacht auf Verwahrlosung oder Missbrauch.

In so dramatischen Situationen ist nur noch vollstationäre Heimpflege mit spezieller therapeutischer Begleitung angesagt. Die kostengünstigere Familienpflege wäre damit weit überfordert. Das Alter der Kinder und Jugendlichen, die zur Wahrung des Kindeswohls in Obhut genommen werden, liegt zwischen sechs und 18 Jahren. Jungen und junge Männer erhalten diese Hilfe häufiger als Mädchen. Und gerade mal zehn Prozent sind ausländischer Herkunft.

Und auch das belegt die Studie: "Vor allem im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung oder Alleinerziehung führt die höhere Kinderzahl zu einer häufigen Überforderung der Familie". Häufigste Ursache der Unterbringung sind nach dem Ergebnis der Studie von Gfrörer Anzeichen sexuellen Missbrauchs mit 24 Prozent. Für die Fachfrau aber ist es in der Regel ein "Problemmix", zu dem auch die Situation in Patchworkfamilien, Trennungserfahrung der Kinder, Überforderungssituationen und Gewalt zählen.

Die Jahresstatistik weist für Villingen-Schwenningen relativ höhere Fallzahlen als im übrigen Landkreis aus. Und hier ist auch ein deutlich höherer Anteil in Vollzeitpflege in Familien untergebracht. VS-Jugendpflegefachmann Herbert Paul räumt dazu ein, dass "die Zahlen ins Auge springen", und dass es hier "ein anderes Klientel" gibt.

Für Landrat Karl Heim geht "Familienpflege vor Heimunterbringung". Um das, sowie eine grundsätzliche Kostensenkung in der kostenträchtigen Jugendhilfe zu erreichen, sollen vor allem vorbeugende Maßnahmen ausgebaut werden.
(wk)

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