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Südwestpresse
Samstag, 14. Januar 2006

SERIE / In den meisten Partnerschaften ist die klassische Hausarbeit immer noch ungleich verteilt

Der Durchschnitts-Mann fasst allenfalls beim Abwasch mit an

Auch wenn immer mehr Frauen berufstätig sind - die Rollenverteilung in den deutschen Haushalten ist alles andere als emanzipiert: Die klassische Hausarbeit ist nach wie vor Frauensache. Auch deshalb, weil viele Frauen meinen, sie einfach besser im Griff zu haben.

GUDRUN SOKOL
ULM Wer kocht, wer putzt, wer macht die Wäsche? Die Antwort auf die Frage, wer in einer Partnerschaft die klassischen Hausarbeiten erledigt, fällt eindeutig aus. "Die Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen bei der Haushaltsführung scheint festgelegt zu sein wie ein ewiges Gesetz" - zu diesem Ergebnis kommt im Jahr 2005 das Allensbacher Institut nach einer Umfrage unter 1010 Paaren in Deutschland.

Die gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte - Emanzipation und gestiegene Berufstätigkeit der Frauen - haben demnach bei der Rollenaufteilung im Haushalt kaum Spuren hinterlassen. So sorgen noch immer mehr als 70 Prozent der Frauen dafür, dass eine warme Mahlzeit auf den Tisch kommt. 85 Prozent machen die Wäsche, 82 Prozent bügeln und 66 sind fürs Fensterputzen zuständig. Am ehesten helfen Männer Allensbach zufolge unaufgefordert bei Tätigkeiten wie Geschirrspülen oder Staubsaugen.

Zwar hat sich die Einstellung vieler Männer zu Partnerschaft und Familie verändert - sie helfen heutzutage etwa ganz selbstverständlich beim Wickeln ihrer Babys. Doch die klassische Hausarbeit interessiert Männer nach wie vor wenig - egal, ob die Frau berufstätig ist oder nicht. Für sie ist die Aufteilung so wie sie ist meist in Ordnung - zumal sie meinen, dass Frauen viele Dinge - wie Kochen öder Bügeln - sowieso besser beherrschen als sie selbst.

So denken im Übrigen nicht nur viele Männer: Frauen geben im Haushalt ungern das Regiment ab. Sie erwarten von sich, mehr Hausarbeit zu leisten als der Partner, wie eine Studie der Psychologin Dr. Elke Rohmann von der Ruhr-Uni Bochum ergeben hat. Mehr noch: Einer sozialpsychologischen Untersuchung der Universität Graz zufolge empfinden ein Drittel aller Frauen die ungleich verteilte Hausarbeit keineswegs als ungerecht. Als Grund hierfür vermutet Professor Gerold Mikula auch, dass Frauen sich weniger mit ihren Männern, sondern vielmehr mit anderen Frauen - bevorzugt der Müttergeneration - vergleichen.

Nichtsdestotrotz sind viele Partnerinnen mit der Schieflage unzufrieden - insbesondere, wenn sie selbst voll berufstätig sind und unter der Doppelbelastung leiden. Das aber ist in Deutschland immer noch die Minderheit, wie der Verein "Geschlechterpolitische Initiative e. V. Manndat.de" darlegt, der die Interessen von Männern in der Gesellschaft vertritt. Das Gros der Vollzeit-Erwerbstätigen sei nämlich nach wie vor männlich. Bei denen, die überhaupt nicht berufstätig sind, oder nur in Teilzeit arbeiten, überwiegen dagegen die Frauen. In den meisten Familien arbeiten der Initiative zufolge die Frauen also schon allein deshalb deutlich mehr im Haushalt, weil sie schlichtweg mehr Zeit dafür haben.

Außerdem fordert die "Geschlechterpolitische Initiative" eine deutlichere Begriffsklärung: Wenn Frauen die stärkere Beteiligung von Männern an der "Hausarbeit" fordern, meinten sie damit vor allem die klassischen Hausarbeiten wie Waschen, Bügeln, Spülen, Kochen, Betten machen und Putzen.

Alles, was in den meisten Familien eher Männersache sein dürfte, aber auch zum Spektrum häuslicher Tätigkeiten zu rechnen sei, finde dabei in aller Regel nie Erwähnung und werde folglich auch nicht mitgerechnet.

Hierzu gehörten etwa Renovierungs- und Instandhaltungsarbeiten, das Installieren und Instandhalten von Elektrogeräten sowie das Reparieren von Spielzeug und Fahrrädern. Hinzu kämen Gartenarbeiten wie Rasenmähen im Sommer und Schneeschaufeln im Winter, Wartung und Pflege des Autos sowie diverse Chauffeurdienste, Besorgungen und Einkäufe, das Erledigen der Korrespondenz und schließlich das Erstellen der Steuererklärung. Rechnete man all diese Tätigkeiten mit, würden Männer bei Umfragen zum Thema "Hausarbeit" wesentlich besser abschneiden.

7020 Mal das Klo geputzt

Auch die Lebensberaterin Eve Eschner Hogan empfiehlt in ihrem Buch" 1000 Fragen, die Liebe betreffend", den Begriff "Hausarbeit" weiter zu fassen. Einer Hausfrau namens Maria, die nach 45-jähriger Ehe zu dem frustrierenden Ergebnis kommt, dass sie seit ihrer Heirat 7020 Mal Klos geputzt hat, hält Eschner Hogan entgegen, dass sie dafür vermutlich kein einziges Mal den Rasen gemäht oder das Auto gewartet hat.

Diese Rechnung geht freilich nicht auf, wenn die Paare weder Haus noch Garten noch Auto haben. Und völlig anders wird es wohl auch die heutige Rentner-Generation sehen: Denn, während der Mann irgendwann den verdienten Ruhestand genießt, kann eine Hausfrau eben nie in Rente gehen.

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