Presseschau
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Bella
Donnerstag, 29. August 2002

Scheiden tut weh
2. Teil Die verstoßenen Väter


Sie treten in Hungerstreik, gehen auf die Straße: Väter, die nach der Scheidung unter "Kindesentzug" leiden. InTeil 2 der Serie spricht bella mit verstoßenen Vätern und befragt Experten nach Lösungen

Ingmar Balders* (39),
Vater von Jessika (8)

"Ich darf nicht einmal mit meiner Tochter telefonieren"
Der Rechtsanwalt Ingmar Balders war beim Berliner Hungerstreik dabei, nahm 6 Kilo ab. Auf dem Breitscheidplatz überreichte er Passanten Info-Flugblätter. Ein Jugendlicher sagte begeistert: "So einen Papi hätte ich mir auch gewünscht, der sogar einen Hungerstreik macht, um sein Kind wieder zu sehen."

Ingmar Balders selbst hat eine 8-jährige Tochter, die er seit zeieinhalb Jahren nur noch selten und unregelmäßig treffen kann. Seine geschiedene Frau soll wochenlang den Umgang behindert haben. Balders stellte einen gerichtlichen Antrag auf eine "50:50-Regelung", Vater und Mutter sollten sich gleich lange um das Kind kümmern dürfen. Worauf die Mutter behauptete, sie fürchte, er könne der Tochter etwas antun, um sie ihr ganz wegzunehmen.

Ein ewiger Krieg. Behauptung, Gegenbehauptung. Klage und Gegenklage. "Als Vater mit theoretisch 32 Stunden Umgang alle 14 Tage ist mir nicht klar, wie ich eine ausreichende erzieherische Tätigkeit und tatsächliche Personensorge leben soll. Insbesondere dann, wenn der andere Elternteil Termine ohne jeden Ersatz ausfallen lässt und Zwangsmaßnahmen zur Vorbeugung gegen zukünftigen Umgangsboykott gerichtlich abgelehnt werden."

Wenn Ingmar Balders versucht, mit seiner Tochter wenigstens am Telefon zu sprechen, hängt die Mutter ein.


Stefan zu Hannover* (51),
Vater von Tina (3)

"Ich bin der Willkür der Mutter ausgesetzt"
Drei Jahre und über 7500 Euro investierte Fotograf Stefan zu Hannover bereits in einen "völlig unnötigen Kampf". Er wollte nur seine Tochter Tina (heute 3) wieder sehen. "Papa hier bleiben, Papa Abendbrot essen", sagt Tina traurig, wenn ihr Vater abends gehen soll - doch aus Ärger über die enge Beziehung zwischen Vater und Tochter soll die Mutter den Umgang inzwischen fast vollständig unterbunden haben. "Ich durfte meine Tochter nie ins Bett bringen, ihr nie einen Gutenachtkuss geben", sagt Stefan resigniert. Was Termine angeht, war ich der Willkür der Mutter ausgesetzt". Jetzt ist er völlig verzweifelt, weil seine Ex-Frau vor Gericht behauptet, er hätte seine kleine Tochter beim Wickeln unsittlich angefasst. Der Umgang wurde sofort ausgesetzt. Stefan entsetzt: "Stimmt nicht - aber ich bin alles los: meine Ehe, meine Integrität und meine Tochter."


Dr. Bernd Meyer* (56),
Vater von Nils (9) und Lisa (6)

"Sie behauptet, ich würde unsere Kinder entführen"
Bei der Scheidung wurde der Mutter das Sorgerecht für die Kinder Nils (9) und Lisa (6) ohne Anhörung zugesprochen, "da diese in einer eidesstattlichen Erklärung behauptet hatte, ich würde eine Kindesentführung planen", berichtet der entwicklungspolitische Berater Dr. Bernd Meyer. Einmal - im Sommer '98 - genossen er und seine Kinder gemeinsam einen tollen Urlaub an der Ostsee. "Verabredungsgemäß brachte ich sie Ende August zu ihrer Mutter zurück. Doch die war wohl sehr beunruhigt, weil der Urlaub den Kindern so gut gefallen hatte. Sie kündigte die Umgangsvereinbarung einseitig auf." Er hält die Situation für ein Trauerspiel: "Hier steht nicht das Kindeswohl im Mittelpunkt, sondern die gestörte Empfindlichkeit der Mutter. Ich werde von Richter und Jugendamt wie ein Bösewicht behandelt. Aber keiner kommt auf die Idee, dass die Strafe gegen Väter letztendlich die Kinder trifft und ihr Grundrecht auf Umgang mit beiden Elternteilen verletzt."


In der nächsten Bella:
Der Kampf der Frauen
Zahlen und Fakten

Viele Männer erkennen ihre Vaterrolle zu spät
In 47 % aller Streitfälle um das Sorgerecht sagen Frauen, dass sich ihr Mann während der Ehe kaum um die Kinder gekümmert habe. Erst bei Ankündigung der Trennung bestehe er darauf, am Leben der Kinder teilzuhaben (Umfrage bei Familienberatern).

Oft sind die Ängste der Mütter berechtigt
Die Gefahr, dass verzweifelte Väter dem Kind Schlimmes antun, besteht: Hunderte Fälle registriert die Polizei jedes Jahr. Autorin Dr. Karin Jäckel, ("Der gebrauchte Mann", dtv): "Nach schlechten Erfahrungen mit dem Partner haben viele Mütter Angst, ihm das Kind anzuvertrauen."

Kinder können zerrüttete Ehen nicht retten
(Bild mit Statistik)
So sieht die Statistik der Anzahl minderjähriger Kinder aus geschiedenen Ehen aus: ca. 150 000, Tendenz steigend. Soziologen schließen daraus, dass seit Anfang der 90er-Jahre Kinder bei zerrütteten Ehen kein Hindernis mehr für eine Trennung sind.

Kein Sorgerecht? Was das Gesetz dann vorsieht
Ohne gemeinsames Sorgerecht bleibt Vätern das Umgangsrecht - das Recht, ihr Kind regelmäßig zu sehen. Laut Gesetz: alle 14 Tage ein Wochenende, jeden 2. Feiertag und die Hälfte der Ferien. Leider sieht die Praxis oft anders aus.


6 Gründe, warum sich Trennungsväter vor Gericht benachteiligt fühlen

Sorgerecht, Umgangsrecht - in Selbsthilfegruppen klagen immer mehr Männer, dass sie ihre Rechte als Vater nicht genügend durchsetzen können. Hier finden Sie die sechs häufigsten Argumente.
  1. Richter sagen: Das Kind gehört zur Mutter
    Richter bestellen ein psychologisches Gutachten, sprechen mit beiden Elternteilen und den Kindern. In über 90 Prozent wird traditionell entschieden: Das Kind gehört zur Mutter. Dagegen helfen Vätern nur Ausdauer und gute Argumente.
  2. Einsprüche dauern in der Regel viel zu lange
    Kein Gesetz schreibt Zeiten vor. Deshalb dauert die Bearbeitung von Einsprüchen - z.B. beim Umgangsrecht - manchmal eine kleine Ewigkeit. Vorwurf der Männer: Bis ein neues Urteil vorliegt, sind sich Vater und Kind fremd geworden.
  3. Das Kind wird heimlich beeinflusst
    Vielleicht die größte Angst der Väter: Jedes Kind will Mama gefallen, und wenn die den Papa nicht mag ... mag das Kind ihn auch nicht. Die Kehrseite der Medaille: Manche Väter schimpfen dann "zum Ausgleich" über Mama - auch nicht gut!
  4. Behauptungen werden kaum geprüft
    "Das Kind will ihn nicht sehen", "Der Vater begeht sexuelle Übergriffe" - solche Vorwürfe sind oft die letzte Waffe verzweifelter Mütter. Vorwurf der Väter: Gerichte versuchen oft erst gar nicht, solche Behauptungen schnell entkräften zu lassen.
  5. Das Kind dient als Druckmittel
    Trennungsväter klagen häufig, dass Frauen das Kind als "Druckmittel" benutzen, um ihre Wünsche durchzusetzen, Motto: "Oder du siehst es gar nicht mehr!" Die meisten Väter tun zähneknirschend alles, um den Kontakt zum Kind nicht zu verlieren.
  6. Ein inniger Kontakt ist kaum noch möglich
    Wenn Vorschriften und Schikanen die Vater-Kind-Beziehung einengen, ist ein unbelasteter, inniger Umgang kaum möglich. Außerdem haben Kinder Mama gegenüber oft ein schlechtes Gewissen, Papa auch zu mögen.


"Jedes Kind hat das Recht auf Umgang mit jedem Elternteil." § 1684, Absatz 1 des BGB


Was Männer tun können
Unser Experte

Detlef Naumann,
Sprecher für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Väteraufbruch für Kinder (VafK) Landesverein Hamburg e.V.

bella: Hat sich durch das "Neue Familienrecht" etwas verbessert?
Naumann:
Immerhin gibt es ein gesetzliches Umgangsrecht. Leider ist es aber fast nie durchsetzbar.

bella: Sie waren beim Hungerstreik in Berlin - was hat er gebracht?
Naumann:
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend will sich nicht mit dieser Problematik beschäftigen. Dabei ist auch die "Entelterung" eine Ursache für die katastrophale Pisa-Studie! Wir wollen im Grundsatz den gemeinsamen Umgang beider Eltern mit dem Kind. Dafür mobilisieren wir die Öffentlichkeit.

bella: Was können Väter tun, um den Umgang nicht zu gefährden?
Naumann:
Mit der Mutter klare Absprachen über Umgang und Unterhalt treffen, rechtskräftig dokumentieren und dann auch einhalten. Dies aber nicht ohne entsprechende anwaltliche Hilfe, denn im Mittelpunkt müssen die Kindesinteressen stehen.

bella: Was sind die häufigsten Gründe für Sorgerechtsprobleme?
Naumann:
Unterschiedliche Auffassungen in der Erziehung, Religion, aber auch Motive wie Rache, Macht und Hass; eine neue Beziehung. Die beste Gegenmaßnahme ist der Dialog, der Austausch. Im Konfliktfall empfehlen wir auch die Mediation, das sind betreute Gespräche mit dem Expartner.



Hier gibt es Rat für Väter und Mütter
Der Verein "Väteraufbruch für Kinder e.V." ist erreichbar unter Telefon: (01805) 12 01 20 (12 Cent/Min.), im Internet unter www.vaeteraufbruch.de Empfehlenswert auch der "Verband allein erziehender Mütter und Väter e.V.", Hasenheide 70, 10967 Berlin, Telefon: (030) 69 59 78-6, www.vamv-bundesverband.de

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