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Schwarzwälder Bote
Donnerstag, 12. September 2002

Damit Papi kein Fremder wird

Zahl der Trennungskinder steigt stetig / Kinderschutzbund immer gefragter

Von Eva-Maria Huber
Villingen-Schwennigen: Mit fünf Jahren sah der kleine Junge seinen Vater zum ersten Mal. Mit dabei bei diesem ersten Treffen mit Papa war auch Gisela Walter vom Kinderschutzbund. Die Zahl der Trennungskinder steigt stetig und mit ihr die Zahl derer, die bei der erfahrenen Familienhelferin vor der Tür stehen.


"Trennung - was wird aus mir?" heißt es in einer Broschüre des Kinderschutzbundes. Immer mehr Eltern lassen sich auch in VS scheiden. Allein im Vorjahr trug das Standesamt 198 Scheidungen ein, 1999 waren es noch 135. Viele Paare sind nach der Trennung oder Scheidung viel zu verwundet oder belastet, um auch an das Wohl ihrer Kinder zu denken. Zu oft spielen sie die ungewollte Hauptrolle im Beziehungskrieg. Mit der Folge, dass viele Väter, und meistens trifft es sie, ihre Kinder kaum noch sehen.

Die gelernte Augenarzthelferin und engagierte Familienhelferin ("seit meiner Jugend bin ich im Sozialbereich tätig") kümmert sich seit acht Jahren hauptsächlich um die "Härtefälle", manchmal auch in Zusammenarbeit mit Jugendamt und Familiengericht. Fing sie 1994 mit ein paar wenigen zugewiesenen Fällen an, waren es allein im Vorjahr 19 Familien, die einen Antrag auf "betreutes Umgangsrecht" bei der Stadt oder dem Kreis stellten. Durch diese zunehmende Zahl an "Trennungsgeschichten", erzählt die 51-Jährige aus der Praxis, steht das Telefon nicht mehr still.

"Die Leute werfen viel zu schnell das Handtuch", kritisiert Walter, die selbst seit 29 Jahren verheiratet ist und drei Kinder hat. Würde man rechtzeitig einen Mediatoren einschalten, könnte manche Lebensgemeinschaft noch gerettet werden, meint sie. "Zum Wohle der Kinder, denn eine Trennung ist immer schlimm für sie, weil sie meistens beide Elternteile gleich lieb haben."

Einen "Knacks" bekommen Kinder vor allem dann, wenn die Fronten verhärtet bleiben. "Für die psychische wie physische Entwicklung des Kindes ist es wichtig, dass auch nach einer Trennung die Beziehung zu beiden Elternteilen aufrecht erhalten werden kann." Eine Sicht, die nicht jeder Amts-Mitarbeiter teilt? Gisela Walter reagiert vorsichtig: "Mag schon sein." Ihr Ziel ist es deshalb, dass die Betroffenen an die Kinder denken.

Dank der neuen Gesetzesregelung haben Väter stärker als bisher das Recht, ihre Kinder nach einer Trennung zu sehen. Bei Gerichten und Ämtern spüre man zudem einen Stimmungsumschwung: Die Väter werden ernster genommen. "Aber manchmal müssen sie mit ihrem Ego ein wenig zurückstecken", lacht Walter.

Nachdenklich wird sie bei einem anderen Thema. Ja, manches Mal werden schon schwere Geschütze aufgefahren, um den Vater den Kontakt mit dem Kind zu verwehren. Selbst vor dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs werde nicht zurück geschreckt. "Wir müssen das zwar ernst nehmen", meint Gisela Walter, "aber wie oft ist das aus der Luft geholt".

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