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Südwest Presse
Samstag, 15. Februar 2003

EHRENAMT / Notruf für alleinerziehende Mütter

Hilfe vom Heimwerker

Vermittlung in Karlsruhe geht mit gutem Beispiel voran

Ein Notruf für alleinerziehende Mütter vermittelt in Karlsruhe fachkundige Unterstützung. Den fehlenden Mann im Haus ersetzt ein ehrenamtlicher Helfer, der mit Bohrmaschine oder Stichsäge anrückt. Konkurrenz für teure Profis seien sie nicht, betonen die Helfer.

HANS GEORG FRANK

KARLSRUHE "Total toll", findet Angie Liebert (34) die Resonanz auf ihre Idee. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Alter von drei und sieben Jahren hat in Karlsruhe einen Mutternotruf eingerichtet. Sie weiß seit der Trennung von ihrem Partner aus eigener Erfahrung, wie notwendig in einem Haushalt ohne Mann oftmals Hilfe von außem sein kann. "Ich kann nicht mit einem Bohrer umgehen", nennt die Fachkauffrau für Diät- und Reformwaren ein ganz einfaches Beispiel. Den Gebrauch von Werkzeug aller Art muss sie auch nicht mehr lernen - es gibt ja den von ihr gegründeten Notruf.

Wenn Not am Mann ist, rückt Lieberts ehrenamtliche Truppe an. Ob schwere lasten transportiert oder ein kleiner Umzug erledigt werden muss, die Herren packen an, ohne den gewerblichen Dienstleistern ins Handwerk zu pfuschen. Auch der Anschluss von Elektrogeräten ist kein Problem mehr. Der Aufbau von Möbelstücken gelingt im ersten Anlauf. Und wegen kleinerer Reparaturen muss nicht erst ein Profi geholt werden, der schon für die Anfahrt mehr verlangt, als das meist schmale Budget hergibt. Eine Entlohnung für spontane Handreichungen, abgesehen von einer Erstattung der Fahrtspesen, wird in der Regel nicht verlangt. "Aber zehn Euro als Dankeschön sind schon okay", meint die Initiatorin.

20 Männer in der Kartei

Wer auf das Angebot zurückgreifen möchte, muss sich ebenso registrieren lassen wie die fleißigen Helfer. Angie Liebert führt mit beiden ein ausführliches Gespräch, um herauszufinden,, was wohl im Falle eines Falles benötigt bzw. geleistet wird. "Ich bringe dann die passenden Leute zusammen", beschreibt sie ihre Aufgabe.

Zumeist Männer über 50, Rentner, aber auch ein junger Familienvater greifen den Müttern unter die Arme. Auf einem Faltblatt kann frau fünf Bereiche ankreuzen: Kinderbetreuung, Haushalt, Einkaufen, handwerkliche Arbeiten und Sonstiges. Die Blätter liegen in sozialen Einrichtungen aus. Anfragen nimmt das städtische "Aktivbüro für ehrenamtliche Tätigkeiten" entgegen. Die Namen von 20 Müttern und gleich vielen Helfern stehen schon in der Kartei. Manche Frau hat ihren Namen vorsorglich eintragen lassen, um im Notfall auch sofort einen Experten alarmieren zu können.

Für Angie Liebert ist diese Vermittlung inzwischen kaum mehr nebenbei zu bewältigen, "die Sache wächst sich zu einem Vollzeitjob aus". Mitunter darf sie keine Zeit verlieren.

Als eines Tages das Gesundheitsamt bei ihr anrief, weil dort eine schwangere Frau im Büro saß, die anderntags ihre Wohnung geräumt haben musste, rückte die Notruf-Chefin mit zwei Helfern im Kleinbus selber aus und brachte Hab und Gut anderswo unter.

Dieser Karlsruher Notruf sei nicht nur einmalig, sondern auch "mit Sicherheit zur Nachahmung empfohlen", sagt Angie Liebert. Bei rund 2,7 Millionen alleinerziehenden Müttern in Deutschland dürfte tatsächlich auch in anderen Orten schnelle Hilfe mit Hammer, Bohrmaschine, Akku-Schrauber, Phasenprüfer und Stichsäge sehr willkommen sein. Die kostenlosen Heimwerker bekämen in den so genannten Ein-Eltern-Familien genug zu tun, zumal 40 Prozent davon auf Sozialhilfe angewiesen sind.

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