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Südkurier
Dienstag, 30. Juli 2002

Gegen den "Umgangsboykott"

Kontakt zu Kindern auch nach der Trennung sichern: Väter-Verein versammelt Expertenrunde


Schwarzwald-Baar/Schramberg (cn) In seinem Bemühen um mehr öffentliche Aufmerksamkeit und eine politische Lobby ist der vor zwei Jahren in Schramberg gegründete, regional sehr aktive Verein "Auch Väter haben Sorgen" jetzt einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Eine kompetent besetzte Gesprächsrunde in Schramberg mit Vertretern von Jugendämtern der Region, Landkreistag und Landeswohlfahrtsverband erzielte jetzt nach kontroverser Debatte einen Konsens über eine gemeinsame Zielsetzung, für deren politische Durchsetzung sich der Bundestagsabgeordnete Volker Kauder (CDU) nach eigenem Bekunden einsetzen will.

In der vom Schramberger Uli Metzl gestarteten Initiative artikulieren mehr und mehr geschiedene und von ihren Kindern getrennt lebende Väter zunehmenden Leidensdruck. Sie haben sich im Bemühen um größere Netzwerke inzwischen mit dem Bundesverein "Väteraufbruch" solidarisiert. Dessen Sprecher Rüdiger Meyer-Spelbrink skizzierte die Problematik bei der Verteilung von Rechten und Pflichten bei der Kindererziehung nach einer Trennung. Väter würden oft einseitig zur Kasse gebeten und obendrein mit "Umgangsboykott" und Entfremdung bestraft. Leidtragende seien häufig auch Großeltern, allen voran natürlich die Kinder.

Von deren Recht auf Vater und Mutter war die Rede und von den Folgen, die eheliche Zerwürfnisse auf die jungen Seelen und Körper haben. Helmut Fischer von der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Freiburger Uni schilderte Trennungssymptome von Verzweiflung und Loyalitätskonflikten über die ganze Palette somatischer Erkrankungen bis zu schweren Depressionen. Ergebnis der "konflikthaften Verbundenheit" sich streitender Eltern seien auch traumatisierende Zeugenvernehmungen vor Gericht.

Karin Jäckel, die als Buchautorin auch im Ausland recherchiert hat, sprach von einseitiger "Pro-Mütterlichkeit" in Deutschland und mehr Ausgewogenheit in den Nachbarländern. Bei uns hielten sich die Mütter oft nicht an gerichtliche Besuchsvereinbarungen: "Es herrschen fast anarchische Zustände." Gerhard Vigener, Leiter des Landeswohlfahrtsverbands, bestätigte diesen Eindruck. Ein "Meilenstein" sei da ein aktuelles Urteil vom Bundesgerichtshof, nach dem erstmals eine Mutter zu Schadenersatz verurteilt worden war, weil sie den Vater nicht zu den Kindern ließ.

Ansonsten aber rückten Vigener wie Reinhard Günther und Axel Geigis von den Jugendämtern in Tuttlingen und Rottweil das Bild vom sich sehnsuchtsvoll aufopfernden Vater zurecht. "Der weitaus größere Teil der Väter kümmert sich nicht."

Ausnahme oder nicht, die Runde war sich bald darüber einig, dass die Väter, die sich verantwortlich um ihre Kinder kümmern wollen, auch die Chance dazu bekommen sollten. Ziel sind vor allem gesetzliche Vereinfachungen bei der Umsetzung gerichtlich vereinbarter Besuchsregelungen. Diese Forderung ging an die Adresse von Volker Kauder. Der konnte sich zwar nicht vorstellen, "Kinder von einem Gerichtsvollzieher aus der Wohnung zerren zu lassen", aber er hatte eine andere Idee: Wenn künftig nicht mehr die Gerichte, sondern eine Verwaltungsbehörde in Gestalt eines Rechtspflegers zuständig wäre, könne die Dramatik einer Richterentscheidung entschärft werden. Dann müssten sich Väter nicht erneut ans Gericht wenden, wenn ihnen die Ex-Frauen gemeinsame Kinder vorenthalten, sondern könnten schnell einen Rechtspfleger einschalten.

Unterdessen soll erneut eine um Juristen erweiterte Expertenrunde in Regie des Landkreistags Baden-Württemberg zusammenkommen und die Ziele konkretisieren. Dazu gehört auch die Änderung des Vokabulars von "Umgangsrecht" in "Umgangspflicht" und mehr Rücksicht auf Kinder bei Gerichtsverhandlungen.

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