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Schwarzwälder Bote
Samstag, 24. Dezember 2005


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Traurige Stunden statt Fest der Liebe

Wie Trennungsväter Weihnachten erleben / Vorbildliche Umgangsregelungen eher selten

Von Eva-Maria Huber
Villingen-Schwenningen. Wenn Andreas W. in der Weihnachtszeit zu Familien kommt, dann spürt er wieder diesen Kloß im Hals. Denkt an seine Tochter, die er nur noch stundenweise sieht. Für ihn ist das "Fest der Liebe" seit der Trennung von seiner Frau zum "Fest der Traurigkeit geworden".

Vieles haben die drei Männer gemeinsam, die sich an diesem Abend bei Jürgen Griese treffen, der den Verein Väteraufbruch für Kinder Schwarzwald-Baar gründete. Schlaflosigkeit, Herzrasen und Alpträume sind die Folgen eines zermürbenden Machtkampfes um die Kinder, "den meistens die Mutter gewinnt", bilanziert Griese. Doch auch ein "perfekter Verdränger" wie Andreas W. weiß wie ihn gerade die Weihnachtsfeiertage herunter ziehen können. Als einer der wenigen im Kreis entschied er sich zur Trennung von seiner Frau (Statistiken zu Folge gehen bundesweit 80 Prozent aller Scheidungsanträge von Frauen aus). Seither hat er ein gewaltiges Päckchen zu tragen: Kein gemeinsames Wochenende mit der Tochter, keinen Urlaub und selbst an Weihnachten "durfte ich nur das Geschenk auf die Treppe legen und das gab schon Ärger." Als ihn das zwölfjährige Mädchen an Silvester 2004 anrief, um ihm ein gutes neues Jahr zu wünschen, "da brach ich zusammen." Keine glücklichen Kinderaugen, kein Lichterglanz: Für die meisten Männer und ein paar wenige Frauen sind gerade die Weihnachtstage eine Zeit, die sie am liebsten aus dem Kalender streichen würden. Die meisten haben Psychotherapien hinter sich.

Zu den seelischen und physischen Problemen kommen meistens noch finanzielle Probleme hinzu. Familienrechtler wissen, wie oft gerade Männer nach einer Scheidung wie eine Weihnachtsgans ausgenommen werden. "Viele leben am Existenzminimum", ergänzt Griese. Leidensgeschichten einer neuen Generation von Vätern, die sich - anders als ihre Altvorderen - von Anfang an mit viel Liebe um die Kleinen kümmerten und Wickeln, Füttern oder Spielen nicht nur den Muttis überließen. "Und so trifft es uns um so härter, dass wir die Kinder nicht mehr sehen dürfen", erzählt Aribert Hoch junior, der seine Kinder an einem der beiden Feiertage gerade mal fünf Stunden sehen kann. Wie viel "wert" ein gemeinsames Sorgerecht ist, beweisen die traurigen Erfahrungen, die viele mit diesem Dokument gemacht haben, "das das Papier nicht wert ist". Wie Aribert Hoch sehen auch die anderen Trennungsväter ihre Kinder entweder nur noch ein paar wenige Stunden in der Woche, einmal im Monat oder ganz sporadisch alle paar Monate, "so wie es eben der Mutter in den Plan passt", berichtet ein 42-Jähriger. Griese dagegen hat zwar nur geregelten Umgang mit seinen Söhnen, "den dafür aber so gut wie jede Woche". Und auch an Weihnachten kann er sich ausgiebig seinen Kindern widmen. Eine vorbildliche Abmachung, aber leider nicht die Norm. Doch nicht nur Väter und vereinzelt auch Mütter leiden unter der Kontaktsperre, sondern auch die Großeltern, denen vielfach nur noch die Bilder ihrer geliebten Enkel bleiben.

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