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Montag, 06. März 2006

Vortrag beim Väteraufbruch

Auswirkungen von Trennung und Scheidung auf Kinder

Welches Leid Kinder während der Trennungsphase ihrer Eltern erleben und welche Möglichkeiten es gibt, dieses Leid zu mindern, darüber referierte im katholischen Gemeindezentrum in Villingen der Leiter der psychologischen Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen, Mathias Dolch.

VILLINGEN-SCHWENNINGEN Gastgeber war die Kreisgruppe Schwarzwald-Baar-Heuberg des Vereins "Väteraufbruch für Kinder".

Wenn Eltern sich trennen, dann streiten sie häufig sehr heftig. Oftmals sind sie dann nicht mehr in der Lage, die Ängste, Bedürfnisse und Interessen ihrer gemeinsamen Kinder wahrzunehmen.

"Wichtig ist es, dass sich die Eltern rechtzeitig, bevor die Eskalationsspirale einsetzt, professionelle Hilfe suchen", erklärte Dolch. Diese bieten die psychologischen Beratungsstellen im Kreis an. "Ist der Streit mal eskaliert, dann wird es schwer sein, die Augen der Eltern wieder auf die Interessen der Kinder zu lenken".

Dies sei jedoch wichtig, um das Leid der Kinder zu mindern und den Schaden, den eine Scheidung ihrer Eltern an ihrer Entwicklung nimmt, zu minimieren. Denn "25 Prozent der Jugendlichen aus geschiedenen Familien haben auch 20 Jahre nach der Scheidung ernste soziale, emotionale und psychische Probleme, im Vergleich zu zehn Prozent aus normalen Familien", zitierte Dolch aus einer empirischen Untersuchung von Mavis Hetherington, die 1.400 Familien und 2.500 Kinder über drei Jahrzehnte begleitete.

"Für Erwachsene bedeutet die Scheidung das Ende einer Welt; für kleine Kinder, deren Lebensmittelpunkt die Familie ist, bedeutet sie das Ende der Welt", so Dolch. Scheidungskinder seien zahlenmäßig die größte Gruppe in Erziehungsberatungsstellen und kinderpsychatrischen Kliniken. Viele von ihnen zeigen Verhaltensauffälligkeiten und seien schwieriger zu erziehen. Manche leiden zudem unter Ängste und Ruhelosigkeit, andere seien deutlich aggressiver. Konzentrationsschwierigkeiten in der Schule und ein Abstieg der Schulleistungen seien die Folge. "Dies führt dazu, dass Kinder aus alleinerziehenden- und Scheidungsfamilien im Durchschnitt einen kürzeren Schulbesuch aufweisen, weniger mittlere und höhere Schulen abschließen und auch über ein geringeres berufliches Ausbildungsniveau verfügen", so Dolch weiter.

Wie gravierend die Folgen seien, hänge davon ab, ob und wie die Eltern es schaffen, ihren Konflikt zu beenden und ihre Elternschaft, die trotz Scheidung nie ende, zu gestalten. Dolch ging auf die Co-Elternschaften (Gestaltung der Elternschaft von Vater und Mutter nach der Trennung) und ihre Folgen für die Kinder aber auch die Eltern ein: Eine konfliktgeladene Co-Elternschaft belaste alle Beteiligte und gefährde die seelische Gesundheit der Kinder.

Am häufigsten anzutreffen sei die parallele Co-Elternschaft. Hierbei ignorieren sich die Eltern gegenseitig und kommunizieren, wenn überhaupt, nur das Notwendigste. Die Folgen für die Kinder seien dabei nicht so gravierend, denn die Kinder können sich auf die unterschiedlichen Erziehungsstile der Eltern einstellen.

Ideal sei die kooperative Elternschaft. Bei dieser Form, die nur etwa einem viertel der geschiedenen Eltern gelinge, sprechen Vater und Mutter über die Probleme ihrer Kinder, koordinieren häusliche Regeln und Erziehungsfragen und richten ihren Alltag auf die Bedürfnisse der Kinder ein. Die kooperative Co-Elternschaft erfordere es, dass ein Partner auf den anderen zugehe und vorschlage: "Egal was ist, halten wir die Kinder aus unserem Streit heraus! Es wäre schade, wenn unsere Kinder durch unseren Streit ruiniert werden".

Dolch ging noch auf Ursachen und Folgen eines Kontaktabbruchs eines Elternteils zu den Kindern ein, referierte über Erziehungsstile und deren Auswirkungen und sprach die zur Zeit im Landkreis diskutierte "Cochemer Praxis" an, bei der Jugendamtsmitarbeiter, Familienrichter, Anwälte und Beratungsstellen nach dem Vorbild von Scheidungsbegleitern aus Cochem im Sinne und zum Wohle der Kinder agieren. Eine Praxis, die auch von der Landesregierung favorisiert werde.

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